Kinky Community Building

Ein Bericht von der ersten BDSM Unconference „Kink & Kultur - Phase 1“ im September 2021

Es tut sich wieder was in der sex-positiven Welt: Im letzten Frühherbst startete die Veranstaltungsreihe „Kink & Kultur - Phase 1“ mit einer Unconference. Formate der zwei Veranstalterinnen Jade & Leonie bereichern fortan die BDSM-Subkultur in München.*

Was ist eine Unconference?

Eine „Unkonferenz“, manchmal auch „Barcamp“ oder „Open Space“ genannt, ist eine Gruppenveranstaltung, deren Inhalte von den Teilnehmenden selbst entwickelt und umgesetzt werden. Alle Anwesenden sind eingeladen, aktiv und kreativ mitzugestalten.

Dieses Format wird in Subkulturen gern genutzt, um Wissen und Kompetenzen miteinander zu teilen. In der sex-positiven Szene sind die wenigsten dieser Veranstaltungen öffentlich zugänglich und kommerziell organisiert. Um einen Platz zu erhalten, wird man entweder eingeladen oder bewirbt sich. Denn die Qualität solcher Treffen hängt maßgeblich davon ab, dass die Teilnehmenden sich miteinander wohlfühlen und um Diskretion keine Sorgen machen. Eine vertrauensvolle Atmosphäre und der richtige Diversitätsgrad hinsichtlich Alter, Kompetenz und Erfahrung bilden die Grundlage für eine Kultur gemeinsamen Gestaltens und geteilter Verantwortung.

Aber was ist denn nun im September passiert?

J. berichtet auf Fetlife:

Munich Unconference 2021 - Report

Last Saturday, after weeks of planning, @Leonie (Anm.d.Redaktion Nickname wurde ersetzt) and I finally welcomed our exactly 33 guests to our very first kinky (un)conference.

I'm posting this quick report to tell you how amazing it was in the hopes of inspiring others to host a similar concept in your cities. :-)

What is it: A day full of learning and wonder. In the "pure" version, no workshops or discussions are planned in advance; we cheated a bit because we wanted to host sessions that required materials (e.g. leather crafting) that needed to be purchased. Other than that, we gathered everyone into a plenary room (after making sure that every attendant was vaccinated and tested at the door), asked them what they wanted to offer and what they wanted to experience and created a session plan from this. We ended up with three parallel tracks of up to eight offerings (between 4×90min and 8x45min) in between 11 am and 7 pm, interrupted by incredible amounts of food (which was absolutely delicious). Afterwards, it was play party time with lots of socializing, kink practices and sex. We also created a spontaneous matching service to connect folks with an interest in pick-up play and similar interests.

In the main room, we also had a wall full of profile pages so that there was an easy way to get to know everyone.

In terms of topics offered, we ended up with a wide range between needle play, first aid refreshers, poly relationship discussions, mental health & BDSM, rope blinddating, kinky hypnosis, wood working and leather crafting and many more.

Why it was amazing:

  •   The concept takes advantage of the wonderful fact that there are plenty of people in the scene with great talents who just need a platform to spread the joy

  •   It's less "serious" and more playful than a classic conference, and puts less pressure on the presenters

  •   It indirectly teaches that organizing / facilitating a space for people to connect and thrive is very doable and worthwhile

  •   It's much more comfortable for newbies, singles or shy folks. In the workshops it's easy to connect and feel welcome, much more than at a party

  •   It's attractive to people who aren't into pickup play

  •   It builds a sense of community!

... I'm sure there's more but I need to go back to work now :-)

A huge thank you to everyone involved, to the lovely couple offering the space and furniture and expertise, to my wonderful cohost who put over 60 hours into turning the spaces from an empty, damaged apartment into a sensual wonderland and to all our participants who made our vision come alive.

There's already a search going on for a location for Volume Two, and I can't wait!

Should anyone reading this think "I want this in my town", let me know if you have any questions, I'm happy to share my experience.“

Leonie schickte mir ein paar Tage nach dem Event eine begeisterte Sprachnachricht:

„Die Leute waren angezündet als wenn sie Stroh wären und wir der Funke!

Die Veranstaltung ist mega-gut angekommen. Auch hinsichtlich Corona war das Feedback super. Unsere Konsequenz beim Überprüfen der Impfungen und beim zusätzlichen Selbsttest wurde mehrfach gelobt.

Der Tag war wundervoll, und zum Abschluss hatten wir eine fetzen Party (das Adjektiv „fetzen“ bedeutet in Bayern soviel wie „ganz toll“, Anm. d. R.).

Und hab ich schon erwähnt, wie bombastisch das Essen war? Wir haben fast das ganze Budget dafür ausgegeben, und es hat sich definitiv gelohnt. (Der Rest ging für Deko drauf – Jades und mein Engagement war unbezahlt)

Es hat sich eine richtige Gemeinschaft gebildet, die sich nach der Unconference in der Location getroffen hat, solange diese zugänglich war: Um zu reden, zu spielen und weitere Workshops miteinander zu machen.

Ich hatte große Freude, mit Jade zusammen zu organisieren.  Der ganze wichtige „Papierkrieg“ (Anmeldungen, Emails, Nachrückerei und Catering usw) wurde perfekt von ihr gemeistert - und das neben ihrem anspruchsvollen Vollzeitjob!

Für die Ausstattung der Location, den realen Erstkontakt und zwischenmenschliche Details war ich zuständig. Sie und ich haben die Aufgaben übernommen auf die wir jeweils richtig Lust hatten.

Die Leute wollen mehr – und wir auch! Beim nächsten Mal werden wir wahrscheinlich die einladen, die jetzt dabei waren, mit der Möglichkeit, ihre Freund*innen mitzubringen.“

Update Januar 2022:

„Bis heute besteht die „Unconference“-Telegramgruppe. Darin verabreden sich Leute auch zum Bouldern, organisieren Umzugshilfe und connecten sich.

Viele Gespräche drehen sich nach wie vor um Fragen rund um Szenekultur und Etikette, zum Beispiel Berührungskultur und Konsens.

Wir suchen gerade die nächsten Locations.  

Sehr gelungene Ableger in Karlsruhe und München haben bereits stattgefunden! Wir freuen uns sehr, dass wir kopiert werden und Inspiration waren.“

*
Jade und Leonie, das Team hinter „Kink & Kultur – Phase 1“ stellt sich vor:

Leonie widmet seit 2011  große Teile ihrer freien Zeit den sexuellen Subkulturen in München. Sie organisiert einen BDSM-Stammtisch für die Organisation JungeSMünchen und ist vernetzt mit anderen Veranstaltern im deutschsprachigen Raum. Sie berät zu den Themen Polyamorie und authentische Lebensgestaltung.

Jade ist seit über 15 Jahren Teil der deutschen Szene und außerdem global vernetzt. Sie leitet ebenfalls einen BDSM-Stammtisch für die Organisation JungeSMünchen und unabhängige Formate online.

Diotima

Die Schwarmintelligenz. Ich trage Inhalte zusammen, die im Kollektiv entstanden sind.

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Calling a sex-positive community, group or event a "FAMILY"