Weibliche Ejakulation

Die weibliche Ejakulation - auch Sqirting oder Freudenfluss genannt - scheint immer noch ein mysteriöses und sagenumwobenes Ereignis zu sein.

Auf dem Höhepunkt ihrer Lust stößt die Frau eine klare Flüssigkeit aus, oft geschieht dies schwallartig und in großen Mengen.

In Zeiten der sexuellen Offenheit und kostenloser Pornos ist es schon seltsam, dass ein wichtiger Teil der weiblichen Sexualität immer noch mit so vielen Fragezeichen versehen ist. Ist das Pipi? Und wenn nicht, was ist es dann? Wo kommt es her? Ejakulieren viele Frauen?

Schlimmer noch: Für viele ist das Thema hochschambesetzt, nicht zuletzt weil im Internet durchaus auch falsche Informationen im Umlauf sind.

Es gab Zeiten und Orte, wie zum Beispiel im alten Griechenland, China und Indien, wo die weibliche Ejakulation weithin bekannt und geschätzt war. Das „Lebenselixir“ soll sogar getrunken worden sein. Bis zum 18. Jh gab es keinerlei Kontroverse darüber, ob Frauen ejakulieren, was der Auslöser war und wo es herkam.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Wissen um sie hingegen ausgelöscht, aufgrund der sozialen Kurzsichtigkeit, mit der die weibliche Sexualität betrachtet wurde. Bis zu den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts verschwand sie fast ganz aus dem medizinischen Diskurs und unserem Konzept von weiblicher Sexualität [1]. Bis heute ist sie wenig wissenschaftlich untersucht worden.

Das Phänomen ist bis heute nicht abschließend erforscht, doch einige Fakten scheinen gesichert:

1. Rein anatomisch kann jede Frau ejakulieren. Wieviele Frauen es tatsächlich tun, weiß allerdings niemand. Viele Frauen ejakulieren, ohne es als solches zu erkennen. Sie halten die Flüssigkeit für Vaginalsekret oder Urin. Andere unterdrücken ihre Ejakulation bewusst oder unbewusst, weil sie den Partner nicht abturnen wollen.

2. Die Ejakulationsflüssigkeit wird zwar durch die Harnröhre ausgestoßen, kommt aber nicht aus der Blase. Auch Frauen haben eine Prostata, die sich oberhalb des Vaginalgangs um die Harnröhre schmiegt. Innerhalb dieses Gewebes liegt der nicht weniger sagenumwobene G-Punkt. In der Prostata, auch Paraurethraldrüse genannt, wird die klare Prostataflüssigkeit gebildet. Diese Flüssigkeit kann verschieden beschaffen sein, unterscheidet sich jedoch in Konsistenz, Geruch und Geschmack ganz klar von Urin und Vaginalsekret.

3. Ausgelöst wird der Freudenfluss bei den meisten Frauen durch die Stimulation der Prostata durch die obere Vaginalwand. In hoher Erregung schwillt dieses Gewebe an und lässt sich gut tasten. Die Ejakulation kann beim Orgasmus geschehen oder getrennt davon. Für viele Frauen fühlt es sich an diesem Punkt an, als müssten sie dringend auf die Toilette. Es erfordert Zeit, dieses neue Empfinden zu deuten und es von einem tatsächlichen Harndrang zu unterscheiden. Dann kann es gelingen, sich zu entspannen. Nur wenn es der Frau gelingt, ganz loszulassen und vielleicht sogar aktiv zu pressen, ist die Ejakulation möglich. Sie lässt sich keinesfalls erzwingen.

Was die meisten nicht wissen: Der Freudenfluss ist nicht etwas, das manchen Frauen passiert und manchen nicht. Alle Hinweise deuten darauf hin, dass Frau es mit etwas Übung in jedem Alter erlernen kann. Für die meisten ist sie mit G-Punkt-Stimulation verbunden, für andere nicht. Für manche reicht es, zu lernen, was in ihrem Körper tatsächlich passiert, um im richtigen Moment loslassen zu können. Andere brauchen ein bisschen Übung. Oft kommt es einfach nicht zur Ejakulation, weil die Stimulation nicht lange genug dauert.

Das lustvolle Überfließen ist eine wunderschöne Bereicherung für die weibliche Sexualität. Sie ist nicht nur hocherotisch, sondern eröffnet vielen ganz neue Gefühlswelten. Wir können nur empfehlen, es selbst einmal auszuprobieren.

[1] Rebecca Chalker – The Clitoral Truth.


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Eva Hanson

Eva erforscht sexuelle Kultur in Theorie und Praxis. Man könnte auch sagen, sie ist ein Sex-Nerd. Wenn sie keine Tantra-Massagen gibt, findet man sie meistens hinter einem Buch.

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